Rheuma

Rheuma zeigt sich auf viele unterschiedliche Arten – nicht nur als Schmerz oder Gelenksteifigkeit. Das kennst du selbst aus deinem Alltag. Aber wusstest du auch, dass genau deshalb die Therapie aus vielen verschiedenen Bausteinen besteht? Dein Arzt arbeitet mit vielen anderen Experten zusammen – alle gemeinsam sorgen dafür, dass es dir besser geht. Und richtig erfolgreich wird die Therapie, wenn du aktiv mithilfst. Denn ein paar Dinge kannst nur du selbst beisteuern. Aber keine Sorge, das ist gar nicht schwer.

Rheuma nennt man alle Erkrankungen, die sich hauptsächlich an Gelenken, Sehnen, Muskeln und Co. abspielen. Mediziner fassen diese Stellen als „Bewegungsapparat“ zusammen. Manchmal greift Rheuma auch innere Organe oder das Nervensystem, die Haut oder die Augen an.

Rheuma ist keine „Alte-Leute-Krankheit“, obwohl das immer noch einige denken. Auch junge Menschen erkranken an Rheuma. Deshalb geht es vielen anderen ganz genauso wie dir – manche von ihnen hatten sogar schon als Kleinkind Rheuma.

Die Entzündung ist das Hauptproblem

Es gibt viele verschiedene Rheumaformen: Kinder und Jugendliche haben meistens eine juvenile idiopathische Arthritis. Ein echter Zungenbrecher – leichter lässt sich die Abkürzung JIA merken. Die JIA ist eine Gelenkentzündung. Jedes Gelenk im Körper kann entzündet sein. Zum Beispiel das Kniegelenk, die Sprunggelenke oder die Handgelenke. Oder die Kiefergelenke.

JIA ist der Oberbegriff für verschiedene Gelenkrheumaformen. Die häufigste Form heißt Oligoarthritis – sie beginnt meistens bereits im Kleinkindalter. Jede JIA-Form wird individuell behandelt. Dein Rheumatologe bespricht die passende Therapie mit dir.

Aber Rheuma ist noch mehr

Egal, welche JIA-Form es ist: So eine Gelenkentzündung kann ziemlich wehtun. Das Gelenk schwillt an, ist warm und lässt sich nicht richtig bewegen. Ganz typisch ist, dass deine Gelenke sich morgens steif anfühlen. Vielleicht hast du auch Schmerzen, wenn du aufstehst, nachdem du lange gesessen hast. Oder du stellst fest, dass du unbewusst angefangen hast zu hinken, weil das weniger wehtut. Manchmal kommen Fieber, Hautausschläge oder Augenentzündungen hinzu. Klar ist, dass du dich in so einer Situation sehr schlapp und müde fühlst.

Weil Rheuma so viele unterschiedliche Beschwerden mit sich bringt, muss auch die Rheumatherapie aus verschiedenen Bausteinen bestehen. Mehr dazu erfährt du hier. Denn wie du wahrscheinlich schon selbst festgestellt hast, wirkt sich dein Rheuma in vielerlei Weise auf deinen Alltag aus.

Rheuma hat viele Facetten.

Gelenk­steifigkeit

Mit steifen Gelenken fällt es dir schwer, morgens in Schwung zu kommen. Du musst dir Zeit nehmen, denn du bist zum Tagesbeginn noch nicht voll einsatzbereit.

Entzündung

Die Gelenk­entzündung ist das Hauptproblem, denn sie kann deine Gelenke dauerhaft schädigen. Auch andere Körperteile können sich entzünden – zum Beispiel das Auge.

Müdigkeit

Wenn du dich durch die Entzündung und die Schmerzen schlapp fühlst und außerdem nicht richtig schlafen kannst, bist du natürlich erschöpft. Du bist weniger belastbar und hast weniger Energie.

Rheuma hat viele Facetten.

Schmerz

Wenn die Gelenke längere Zeit wehtun, ist das für den ganzen Körper sehr anstrengend. Deshalb fühlst du dich in solchen Phasen ziemlich schlapp.

Stress

Alltagsprobleme, zum Beispiel in der Schule, können stressen. Andere können oft nicht verstehen, dass es dir nicht gutgeht, weil man die Krankheit nicht sieht – das nervt.

Frust

Wenn du wegen deines Rheumas nicht alles tun kannst, frustriert das. Manchmal macht es auch traurig. Du traust dir viel­ leicht selbst weniger zu und kannst deinen Körper nicht mehr richtig leiden.

Vielleicht ist auch bei dir einige Zeit vergangen, bis dein Arzt festgestellt hat, dass du Rheuma hast. Denn die Diagnose hat oft etwas von einem Puzzle: Deine Krankengeschichte, Blutwerte, Röntgenbilder und andere Informationen müssen richtig zusammengesetzt werden, damit sich ein klares Bild ergibt.

Sobald der Arzt weiß, um welche Rheumaform es sich genau handelt, kann er die geeignete Therapie für dich zusammenstellen. Rheuma ist leider noch nicht heilbar. Aber es lässt sich zum Glück gut behandeln. Wenn alles gut läuft, merkst du gar nichts mehr davon oder zumindest nur selten. Das nennt man dann Remission – dein Rheuma ist zwar noch da, aber sozusagen zum Stillstand gekommen.

Medikamente allein reichen nicht

Damit es soweit kommt, reichen Medikamente allein jedoch nicht: Am besten funktioniert die Therapie, wenn nicht nur dein Arzt dir hilft, sondern auch andere – Physio- und Ergotherapeuten, Sozialfachkräfte und Psychotherapeuten. Das klingt vielleicht erst einmal merkwürdig, aber jeder von ihnen kennt sich besonders gut mit bestimmten Problemen aus, die Rheuma mit sich bringt. Und alle gemeinsam sorgen dafür, dass es dir besser geht.

Ein Beispiel: Der Alltag mit Rheuma kann sehr stressig sein. Es gibt viele Dinge, die Energie rauben – Schmerzen, Müdigkeit oder auch Diskussionen mit anderen, die die Erkrankung nicht verstehen. Und deshalb nicht nachvollziehen können, warum es dir gerade schlecht geht. Psychotherapeuten helfen dir dabei, damit umzu­gehen.

Aus vielen Bausteinen wird die passende Behandlung

So wie die Psychotherapeuten hat jeder einzelne Experte eine bestimmte Aufgabe in deiner Therapie. Jeder ist zuständig für einen der verschiedenen Bausteine, aus denen die Rheumatherapie zusammengesetzt ist. Wichtig zu wissen: Die Therapiebausteine sind nicht streng abgegrenzt, alles greift ineinander. Gegen deine Schmerzen können dir zum Beispiel verschiedene Strategien helfen – vielleicht Entspannung, leichte Bewegungsübungen und ein kühlender Umschlag. Diese Tipps bekommst du von verschiedenen Experten und alle zusammen ergeben die passende Lösung für dich.

An einigen Stellen der Therapie kannst du selbst aktiv mitwirken, dann funktioniert es noch besser. Mehr dazu erfährt du hier.

Natürlich gibt es auch noch weitere Therapiemöglichkeiten – beispielsweise eine Operation, wenn gar nichts anderes funktioniert. Das betrifft jedoch eher Erwachsene mit Rheuma.

Die folgende Übersicht zeigt dir, aus welchen Bausteinen sich deine Therapie zusammensetzt. 

Rheuma hat viele Facetten. Deshalb arbeiten bei deiner Therapie viele Expertinnen und Experten zusammen.

Arzt

Dein Rheumatologe ver­ schreibt dir Medikamente gegen die Entzündung. Er untersucht dich und be­ spricht die Therapie mit dir. Auch andere Ärzte prüfen regelmäßig, wie sich dein Rheuma auswirkt – etwa der Augenarzt.

Psycho­therapeut

Psychotherapeuten helfen dir, mit Rheuma umzugehen. Sie zeigen dir, wie du dich von deinen Schmerzen ab­ lenkst und besser einschläfst. Oder gelassen bleibst, wenn dein Umfeld nicht versteht, was es bedeutet, Rheuma zu haben.

Rheuma hat viele Facetten. Deshalb arbeiten bei deiner Therapie viele Expertinnen und Experten zusammen.

Physio­therapeut

Um deine Beweglichkeit kümmern sich Physio­ therapeuten mit passenden Übungen. Dadurch sind deine Gelenke weniger steif und haben mehr Halt. Auch Wärme­ und Kältetherapie können dir helfen.

Ergotherapeut

Ergotherapeuten sind dafür zuständig, dass du deine Gelenke schonst. Sie erklären dir, mit welchen Tricks du sie am besten entlastest. Und welche Hilfsmittel du im Alltag benutzen kannst.

Sozialfachkraft

Sozialfachkräfte unter­stützen dich, wenn du mit Behörden zu tun hast und erklären dir, welche Rechte du hast. Sie wissen, welche Hilfe du in der Schule oder an der Uni bekommen kannst. Auch mit Rehas kennen sie sich aus.

Wie kann ich selbst mithelfen?

Damit die Therapie noch besser läuft, kannst du selbst einiges tun. Hast du schon mal getestet, wie gut es dir geht, wenn du dich regelmäßig bewegst? Bewegung ist nämlich nicht nur körperliches Training: Es hilft dir auch, dich zu entspannen. Konzentriere dich auf die Bewegung, das lenkt dich von deiner Erkrankung und den Schmerzen ab. Stress kannst du richtiggehend abschütteln. Du wirst beweglicher und schläfst besser. Wenn du mit deinem Körper im Moment nicht richtig zufrieden bist, wirst du feststellen, dass sich das durch Bewegung und Sport ändert.

Das heißt nicht, dass du ab morgen zum Leistungssportler werden sollst. Versuch mal, Schritt für Schritt mehr Bewegung in deinen Alltag einzubauen. Überleg dir, welche Bewegungsart oder welcher Sport dir gefällt. Fährst du gerne Fahrrad oder schwimmst du gerne? Oder macht dir Tanzen mehr Spaß? Wenn du eine Weile durchhältst, wirst du die ersten positiven Auswirkungen spüren. Dann merkst du, dass es sich lohnt.

Du bist gefragt

Es kann sein, dass sich deine Rheumabeschwerden bessern, wenn du dich etwas anders ernährst. Grundsätzlich ist eine ausgewogene Ernährung gut: Sie versorgt den Körper mit allen wichtigen Nährstoffen – mit Vitaminen, Mineralstoffen, Eiweiß, Fett und Kohlenhydraten. Wichtig ist also die richtige Mischung aus Obst und Gemüse, Milchprodukten, Nudeln und Co., Fleisch und Fisch. Welche Lebensmittel dein Rheuma positiv oder negativ beeinflussen, testest du am besten selbst. Es gibt keine Empfehlung, die für jeden gilt. Manchmal bessert sich die Entzündung zum Beispiel, wenn weniger Fleisch, dafür öfter Fisch auf dem Speiseplan steht. Frag am besten deinen Rheumatologen, ob es für deine Rheumaform Ernährungstipps gibt.

Tausch dich auch mit anderen in deinem Alter aus, die Rheuma haben. Sie haben ähnliche Erfahrungen gemacht wie du und wissen ganz genau, wie du dich fühlst. Ihre Tipps können sehr hilfreich für dich sein: Oft haben sie ein Problem bereits gelöst, für das du noch eine Lösung suchst. Hier kannst du gleich damit starten.

Sei selbst aktiv

Behalte alle deine Therapiebausteine im Auge: Die Kontrolltermine beim Rheumatologen und beim Augenarzt sind sehr wichtig, damit nichts übersehen wird. Um ein neues Rezept für deine Medikamente musst du dich ebenfalls rechtzeitig kümmern. Am besten nutzt du die Erinnerungsfunktion deines Handys. Damit kannst du dich auch erinnern lassen, deine Medikamente einzunehmen.

Entspannungstechniken, die du in der Psychotherapie lernst, kannst du prima nutzen, um dich von Schmerzen abzulenken oder um abends besser einzuschlafen. Nimm dir im Alltag genügend Zeit für dich und mach eine Pause, wenn du eine brauchst. Vielleicht helfen dir bestimmte Routinen, zum Beispiel jeden Morgen zehn Minuten deine Lieblingsübungen aus der Physiotherapie und jeden Abend eine Entspannungsübung, die du besonders gerne magst. Zwischendurch kannst du einfach einen Moment lang deine Lieblingsmusik hören oder Sprachnachrichten von Freunden abspielen, die dich fröhlich machen.

Fest steht: Je besser du dich mit deinem Rheuma und allen seinen Facetten auskennst, desto besser kannst du damit leben. Nimm also von jedem Therapiebaustein so viel wie möglich für dich mit. Denn dann weißt du irgendwann selbst ganz genau, was dir in welcher Situation gut hilft. Probier’s mal aus!

Die folgende Übersicht zeigt dir, was du selbst beitragen kannst, damit deine Therapie noch besser funktioniert.

Rheuma hat viele Facetten. Deshalb arbeiten bei deiner Therapie viele Expertinnen und Experten zusammen. Und du selbst kannst auch aktiv mithelfen.

Therapie

Nutze alle Therapiebausteine und vertraue auf die einzelnen Experten. Nimm dir aus jedem Baustein etwas mit in deinen Alltag und lass dir beispielsweise Übungen für zu Hause zeigen.

Überblick

Ganz wichtig ist, dass du die gesamte Therapie im Blick behältst: Vergiss keinen Termin und denk rechtzeitig an ein neues Rezept für deine Medikamente. Am besten nutzt du die Erinnerungs­funktion deines Handys.

Therapie

Nutze alle Therapiebausteine und vertraue auf die einzelnen Experten. Nimm dir aus jedem Baustein etwas mit in deinen Alltag und lass dir beispielsweise Übungen für zu Hause zeigen.

Austausch

Sprich mit anderen, die genau wie du Rheuma haben. Von ihnen bekommst du oft die besten Tipps. Sie wissen genau, wie es dir geht und haben für einige deiner Probleme vielleicht bereits eine Lösung gefunden.

Rheuma hat viele Facetten. Deshalb arbeiten bei deiner Therapie viele Expertinnen und Experten zusammen. Und du selbst kannst auch aktiv mithelfen.

Ernährung

Ernähre dich abwechs­ lungsreich und achte darauf, dass du alle Nährstoffe bekommt. Führe eine Weile ein Ernährungs­tagebuch. Dann kannst du feststellen, welche Nahrungsmittel sich positiv auf dein Rheuma auswirken.

Bewegung

Wenn du dich regelmäßig bewegst, wirst du bald die positive Wirkung spüren. Du bist fitter, stärkst Muskeln, Bänder und Sehnen. Du hast weniger Schmerzen und deine Körperform ist definierter. Auch deine Laune bessert sich.